This press release is available in German and Italian only.„Es gilt, hinzusehen statt wegzuschauen, hinzuhören statt sich taub stellen, sich einzumischen statt zu ignorieren“: Eine Botschaft zum heutigen
Tag der Menschenrechte – die am vergangenen Wochenende auch im Mittelpunkt der Verleihung des
Kärntner Menschenrechtspreises an drei Frauen stand, die sich in ihrer Arbeit mit Gewalt an Kindern und Jugendlichen sowie Gewalt in der Familie auseinandersetzen. Neben Tanja Prusnik und Ina Loitzl zeichnete Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser die Soziologin
Ulrike Loch für ihr Forschungsprojekt
„Gewalt an Kärntner Kindern und Jugendlichen in Institutionen“ aus. Die Professorin der Freien Universität Bozen, die 2018 von der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt an die Fakultät für Bildungswissenschaften berufen worden war, arbeitet darin die jahrzehntelange systematische Stigmatisierung, Pathologisierung und sexuelle Misshandlung von Kindern und Jugendlichen an der Heilpädagogischen Abteilung des Landeskrankenhaus Klagenfurt und im Landesjugendheim Rosental wissenschaftlich auf.
Dieses dunkle Kapitel der österreichischen Medizin- und Sozialgeschichte rund um den langjährigen Universitätsprofessor (Wien, Klagenfurt) und Primar der Heilpädagogischen Abteilung des Landeskrankenhaus Klagenfurt Franz Wurst wurde in Kärnten erst in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt aufgedeckt. Hans Asperger (Wien, Innsbruck) und Franz Wurst arbeiteten gemeinsam mit anderen Akteuren aus Politik und Wissenschaft zwischen den 1940er und 1980er Jahren intensiv daran, die Heilpädagogik nach dem Vorbild der Erwachsenenpsychiatrie als wissenschaftliche Disziplin mit herausragender gesellschaftlicher Stellung aufzubauen. Ihre Theoriebezüge waren von NS-Gedankengut durchzogen, ihre heilpädagogischen Diagnosen und Gutachten wurden bis in die 1980er Jahre weitgehend unhinterfragt von der Jugendwohlfahrt und dem Schulsystem übernommen. Kinder wurden auf dieser Basis aus ihren Familien herausgenommen und/oder der Sonderschule zugeführt. Sie erlitten unter anderem psychische Gewalt, Medikamentenmissbrauch und Bildungsbenachteiligung in heilpädagogischen Institutionen.
Im Jahr 2002 wurde Franz Wurst aufgrund diverser Gewalttaten, darunter sexualisierter Gewalt gegen ehemalige Patient*innen verurteilt. Nach dem Prozess und der Verurteilung des lange als unantastbar geltenden Arztes wurde in Kärnten 2013 eine erste Opferschutzkommission für Menschen eingerichtet, die als Kinder und Jugendliche Gewalt in einer der beiden Landesstrukturen erlitten haben. Bis 2015 wurden ca. 130 vorwiegend männliche Opfer durch die Opferschutzkommission anerkannt; die meisten gaben Franz Wurst als Täter an. Nach den Veröffentlichungen der ersten Forschungsergebnisse und der Ankündigung der Wiederöffnung der Opferschutzkommission haben sich seit Oktober über 100 weitere betroffene Menschen an das Land Kärnten gewandt.
„Das Ziel unseres Forschungsprojektes ist es, wissenschaftlich aufzuarbeiten, wie es möglich war, dass Franz Wurst und andere Fachkräfte über Jahrzehnte strukturelle und sexualisierte Gewalt in beiden Institutionen ausüben konnten, ohne dass dies hinreichend ins Bewusstsein der Verantwortlichen rückte und zu kinderschützenden Maßnahmen führte“, erklärt Prof.in Ulrike Loch. Dazu führten sie und ihr Forschungsteam Interviews mit damals involvierten Fachkräften der beteiligten Institutionen, mit Therapeut*innen und Gutachter*innen, mit Polizeikräften und Wissenschaftler*innen der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sowie mit Betroffenen. Wie konnte es zu der jahrzehntelangen Gewaltausübung kommen? Wieso haben so viele Fachkräfte das Leid der Kinder nicht gesehen oder nicht gehandelt? „Wir wollten verstehen, welche Faktoren dazu führen, dass Politik, Gesellschaft und die Verantwortlichen der Strukturen trotz zahlreicher Hilferufe von Seiten der Betroffenen derart gravierende Übertretungen über so lange Zeit ignorieren konnten“, so Loch.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die heilpädagogische Diagnostik, die an den nackten Körpern der Kinder ansetzte und von der körperlichen Konstitution die zukünftigen psychosozialen Entwicklungen der Kinder voraussagen wollte, die betroffenen Kinder und Jugendlichen pathologisierte und stigmatisierte“, sagt Prof.in Ulrike Loch. Diese Stigmatisierung der Kinder sei von der Jugendwohlfahrt und dem Schulsystem nicht hinterfragt worden, da die Heilpädagogik österreichweit als wissenschaftlich fundiert galt und mit psychiatrischer Autorität ausgeübt wurde. Über diese gesellschaftliche Macht hätten alle heilpädagogischen Einrichtungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert verfügt, unter anderem auch die von Maria Nowak-Vogl geleitete Kinderbeobachtungsstation in Innsbruck, wo viele Kinder und Jugendliche aus Südtirol behandelt wurden. „Aufgrund dieses Ansehens hatten Kinder, die von Gewalt auf diesen Stationen berichtet, keine Chance, gehört zu werden“, sagt die Professorin der unibz.
Umso wichtiger ist die wissenschaftliche Aufarbeitung der Mechanismen, die zum unsäglichen Leid vieler Kinder und Jugendlicher führte und auch deren Erwachsenenleben stark beeinträchtigt. „Es ist unsere Aufgabe, uns der Geschichte zu stellen – auch einer Geschichte, die weh tut“, unterstrich Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser im Rahmen der Verleihung des Kärntner Menschenrechtspreises an Prof.in Ulrike Loch. Und zwar auch zum Wohle der ganzen Gesellschaft, erinnerte die Preisträgerin in ihrer Dankensrede. Darin erzählte Ulrike Loch davon, wie einige ihrer Studierenden dank des Forschungsprojekts dahintergekommen sind, dass auch ihre Eltern Gewalt durch Franz Wurst erlitten hatten – und wie positiv sich das Teilen dieses Geheimnisses auf die Familien ausgewirkt hat. „Institutionelle Gewalt, wie in unserer Forschung die Gewalt in öffentlichen Institutionen der Fürsorge, Heilung und Bildung, verliert ihre zerstörerische Wirkung erst, wenn die Gewalthandlungen beendet werden und über die erlittene Gewalt und ihre Auswirkungen öffentlich so gesprochen werden kann, dass sie als Menschenrechtsverletzung anerkannt wird und sie darüber Teil des kollektiven Gedächtnisses wird“, sagt Prof.in Ulrike Loch. „Denn erst in diesem Prozess wird Gemeinschaft und das – im Gewaltakt verloren gegangene – Gefühl der Zugehörigkeit hergestellt.“
(su)
"È importante osservare e capire invece di distogliere lo sguardo, ascoltare invece di far finta di niente, intervenire invece di ignorare”. È stato questo il messaggio che lo scorso fine settimana è emerso con chiarezza durante il conferimento del Premio per i diritti umani assegnato dal Land della Carinzia a tre donne che, nel loro lavoro di ricerca, si occupano di violenza sui bambini e i giovani e di violenza in famiglia. Una di queste insegna e fa ricerca alla Facoltà di Scienze della Formazione unibz.
Oltre a Tanja Prusnik e Ina Loitzl, il governatore provinciale della Carinzia, Peter Kaiser, ha infatti premiato la sociologa Ulrike Loch per il suo progetto di ricerca „Gewalt an Kärntner Kindern und Jugendlichen in Institutionen“ („Violenza istituzionale contro i bambini e i giovani carinziani”, ndt.). La docente, che nel 2018 è approdata in unibz dalla Alpen-Adria-Universität di Klagenfurt, si occupa da decenni di stigmatizzazione sistematica, patologizzazione e abuso sessuale di bambini e adolescenti nel dipartimento di “Pedagogia curativa” (Heilpädagogik), dell’ospedale regionale di Klagenfurt e del centro giovanile di Rosental.
Questo oscuro capitolo della storia medica e sociale austriaca si dipana dalla vicenda personale di Franz Wurst, professore universitario e primario del dipartimento di Pedagogia curativa dell’ospedale di Klagenfurt, venuta alla luce in tutto il suo orrore solo negli ultimi anni. Tra gli anni ‘40 e ’80 del secolo scorso, Hans Asperger e Franz Wurst lavorarono intensamente - con il sostegno della politica e della scienza - per fondare la pedagogia curativa quale disciplina scientifica. Nonostante i loro riferimenti teorici fossero permeati dalle idee naziste, le loro diagnosi e le loro opinioni professionali furono adottate dal welfare giovanile e dal sistema scolastico austriaco fino agli anni Ottanta. Su questa base, molti bambini vennero allontanati dalle loro famiglie e mandati in scuole speciali, subirono violenze psicologiche, furono costretti ad abusare di medicinali e soffrirono nelle istituzioni educative ispirate da questa teoria.
Nel 2002, Franz Wurst è stato condannato per vari atti di violenza, compresa la violenza sessuale su ex pazienti. Dopo il processo e la condanna del medico, un tempo considerato intoccabile (alcune persone intervistate lo hanno paragonato “a Dio”), nel 2013 è stata istituita in Carinzia una prima Commissione per la protezione delle vittime di violenza di una delle due strutture nella regione austriaca in cui Wurst ha lavorato. Entro il 2015, circa 130 persone (perlopiù uomini) sono state riconosciute come vittime dalla Commissione per la protezione delle vittime; la maggior parte di loro cita Franz Wurst come autore di reati. Dopo la pubblicazione dei primi risultati della ricerca e l’annuncio della riapertura dei lavori della Commissione per la protezione delle vittime, da ottobre 2019 oltre 100 ulteriori vittime si sono rivolte al Land della Carinzia. “L’obiettivo del nostro progetto di ricerca è esaminare scientificamente come Franz Wurst e altri sedicenti specialisti abbiano avuto la possibilità di perpetrare violenze strutturali e sessuali per decenni in entrambe le istituzioni senza che questo abbia fatto scattare un allarme tra i responsabili e portato a proteggere i bambini e i giovani", spiega la prof.ssa Ulrike Loch.
Per capirlo, assieme alla sua équipe di ricerca, Loch ha condotto interviste con collaboratori delle istituzioni coinvolte, con terapeuti ed esperti, con rappresentanti delle forze di polizia e ricercatori dell’Alpen-Adria-Universität di Klagenfurt. Come è stata possibile che una tale violenza venisse protratta per decenni? Perché così tanti professionisti non hanno visto la sofferenza dei bambini e non hanno agito? “Volevamo capire quali fattori avessero portato la politica, la società e i responsabili delle strutture a ignorare per così tanto tempo queste gravi violazioni, nonostante le numerose richieste di aiuto da parte degli interessati”, spiega la sociologa.
Inoltre, sono state intervistate anche le vittime. I risultati dello studio mostrano che la diagnostica della pedagogia curativa, che iniziava con il denudamento dei bambini e mirava a prevedere i futuri sviluppi psicosociali dei bambini e dei giovani a partire dalla loro costituzione fisica, li patologizzava e stigmatizzava. Questa stigmatizzazione dei bambini non è stata messa in discussione dal sistema di welfare giovanile e dal sistema scolastico austriaco per lungo tempo in quanto nel Paese la pedagogia curativa godeva di uno status di disciplina scientifica e si presentava associata all’autorità della psichiatria. Nella seconda metà del XX° secolo tutte le istituzioni di pedagogia curativa godevano di riconoscimento sociale e quindi di potere, compresa la “Kinderbeobachtungsstation”, la struttura psichiatrica infantile a Innsbruck gestita da Maria Nowak-Vogl, dove vennero trattati anche molti bambini e giovani altoatesini. “I bambini che denunciavano la violenza in questi reparti non avevano alcuna possibilità di essere ascoltati”, afferma la prof. Loch.
Risulta perciò importante effettuare un’analisi scientifica dei meccanismi che hanno portato alle indicibili sofferenze di molti bambini e adolescenti e che hanno gravemente compromesso la loro vita adulta.” È nostro compito affrontare la storia - anche quando fa male”, ha commentato il governatore della Carinzia Peter Kaiser durante la consegna del premio per i diritti umani alla prof.ssa Ulrike Loch. Nel suo discorso di ringraziamento, Ulrike Loch ha raccontato come alcuni dei suoi studenti di Klagenfurt abbiano scoperto, grazie al progetto di ricerca, che anche i loro genitori avevano subito violenza da parte di Franz Wurst e come, dopo anni di silenzio, la condivisione di questi misteri con la famiglia abbia agito positivamente nel rapporto tra genitori e figli.
“La violenza istituzionale, come la violenza nelle istituzioni pubbliche nella nostra ricerca, perde il suo effetto distruttivo solo quando gli atti di violenza sono finiti e la violenza subita e i suoi effetti possono essere discussi pubblicamente in modo tale da essere riconosciuti come una violazione dei diritti umani e diventare parte della memoria collettiva”, sostiene la Prof.ssa Ulrike Loch, “È solo in questo processo che si creano il senso di comunità e di appartenenza che erano andati persi nell’atto di violenza”.
zil/10.12.2019