Das Thema Rechenstörungen interessiert - das zeigte der große Andrang von rund 350 Lehrpersonen und Schulführungskräften aller Schulstufen, die sich am 20. Februar in der Wirtschaftsfachoberschule »Heinrich Kunter« in Bozen einfanden.
»Mit dieser Tagung wollen wir das Bewusstsein für die Rechenstörung schärfen«, eröffnete Schulamtsleiter Peter Höllrigl die Tagung und wies darauf hin, dass Kinder und Jugendliche mit Rechenstörung keine Einzelfälle seien und heute mit viel Beratung und Unterstützung rechnen könnten. »Je früher eine Rechenstörung diagnostiziert wird, umso besser kann etwas dagegen unternommen werden«, so Höllrigl, der damit etwas ansprach, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Tagung ziehen sollte: Das frühe Erkennen einer Rechenstörung kann viel Druck von dem Kind nehmen, Eltern und Lehrpersonen können gezielt damit umgehen und es dem Kind ermöglichen, trotz seiner Rechenschwierigkeiten gute Lernresultate zu erzielen.
Auf das staatliche Gesetz zu den Lernstörungen von 2010 ging Veronika Pfeifer von der Fachstelle für Inklusion und Gesundheitsförderung am Deutschen Schulamt ein. Das Gesetz definiere nicht nur die Lernstörungen, sondern lege großes Gewicht auf die Früherkennung.
Passend dazu stellte die erste Referentin Petra Küspert aus Würzburg in ihrem Vortrag »Die Entwicklung mathematischer Kompetenzen« neue Modelle des Erwerbs mathematischer Kompetenzen vor. Sie skizzierte den Entwicklungsverlauf von der Grundschule bis zur Sekundarstufe und zeigte auf, wie Kinder mit Rechenstörung im Unterricht gezielte Förderung erhalten können.
In ihrem zweiten Referat »Prävention von Rechenschwäche« unterstrich Küspert, wie wichtig es sei, eine Rechenstörung früh zu erkennen und bereits in der frühen Grundschulzeit rasch und effizient darauf zu reagieren. Dies erspare es, dass Kinder jahrelang vergeblich übten und versuchten, die Schwierigkeiten auszugleichen.
Am Nachmittag stand das Referat »2 x 3 macht 4 - der Alltag mit Dyskalkulie« der Meraner Psychologin Valentina Kiesswetter auf dem Programm. Sie beschrieb die täglichen Schwierigkeiten, die Schülerinnen und Schüler mit einer Rechenschwäche haben. Kiesswetter, die auch Lese-Rechtschreib-Therapeutin ist, zeigte die Strategien auf, die Kinder und Jugendliche anwenden, um mit ihren Problemen umzugehen.
Das vierte und letzte Referat hielt Jens Holger Lorenz aus Heidelberg, der in seinem Beitrag »Diagnose von lernbeeinträchtigenden Faktoren im Mathematikunterricht und mögliche Förderung« die kognitiven Faktoren wie visuelles Vorstellungsvermögen, Sprachrezeption und Gedächtnis beschrieb, die bereits im Vorschulalter bei Risikokindern erkennbar sind und das Mathematiklernen erschweren. Er plädierte für eine Früherkennung bereits im Kindergarten und war der Überzeugung, dass »gute Aufgaben« am besten dazu beitragen können, das Verständnis von Rechenoperationen zu fördern.