Mit 1.200 km Skipisten in zwölf Skiregionen und dem Panorama der Dolomiten wirbt das Skigebiet „Dolomiti Superski“. Spätestens seit der Ernennung zum Weltnaturerbe im Jahr 2009 ist dieses Gebiet weltbekannt und lockt Skifahrer aus der ganzen Welt sowie aus der nächsten Umgebung an. Nebst der bereits genannten traumhaften Bedingungen ist ein weiterer Faktor entscheidend für die Wintersportler: das Wetter. Auf Anfrage des Skigebiets „Dolomiti Superski“ liefert das EURAC-Institut für Angewandte Fernerkundung nun während der Skisaison täglich Bilder des Alpenraums in höchster Auflösung. Die Bilder sind als zusätzliche Wetterinformation auf der Homepage von „Dolomiti Superski“ platziert. Die Aufnahmen stammen von den beiden Satelliten Aqua und Terra, welche die Daten an die institutseigene Satellitenempfangsstation auf dem Rittner Horn (im Bild) sendet. Das EURAC-Institut bearbeitet sie und macht die Bilder verfügbar. Die beiden Satelliten der amerikanischen Weltraumagentur NASA umkreisen die Erde in einer Höhe von etwa 700 km und liefern mit der installierten MODIS-Kamera Aufnahmen, deren kleinste Einheit (Pixel) 250m mal 250m umfasst. Im Vergleich dazu beträgt die Auflösung der üblichen Meteosat-Bilder 1000m mal 1000m pro Pixel.

Weitere Informationen: Christian Steurer, Tel. 0471 055371

Study Visits im Rahmen des EU-Projekts RML2future

Rund 15.000 bis 20.000 Menschen gehören der deutschen Minderheit in Dänemark an. Sie nennen sich selbst „deutsche Nordschleswiger“. Im deutsch-dänischen Grenzland sind auch die Südschleswiger angesiedelt, eine dänische Minderheit in Deutschland, die etwa 50.000 Menschen umfasst. Geografisch nicht weit davon entfernt an der nördlichen Westküste von Schleswig-Holstein siedeln die Nordfriesen, die ebenfalls zu den offiziell anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland gehören. Im Rahmen des EU-Projekts „RML2future“ besuchen Sabine Wilmes und Marie Leroy vom EURAC-Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit vom 10. bis zum 20. Februar 2011 die drei Minderheiten vor Ort. Den beiden Sprachforscherinnen geht es bei ihrer Study Visit darum, sich ein Bild über die derzeitige Situation der Minderheitensprachen zu verschaffen: Wie werden die Sprachen gelernt? Welche Sprachen beherrscht der Großteil der betreffenden Leute? Welche Sprache überwiegt im Alltag, bei der Arbeit, bei der Auswahl des Fernsehprogramms? Wie schätzen die Leute selbst die Entwicklung ihrer Sprache ein? Vervollständigt wird das Bild durch Interviews mit Politikern, Lehrkräften und Schülern zum Stellenwert der Minderheitensprachen in der Politik und im Unterricht.
RML2future ist ein von der EU gefördertes Netzwerk für Mehrsprachigkeit und sprachliche Vielfalt in Europa. Die EURAC koordiniert das dreijährige Projekt, das im Dezember 2011 zu Ende geht.

Weitere Informationen: Sabine Wilmes, Tel. 0471 055133

EU-Projekt mit Blick aus dem All: EURAC-Institut für Angewandte Fernerkundung erfasst und überwacht Waldschäden – Südtirol Teil eines Pionierprojekt für ganz Europa

Mithilfe von Satelliten- und Luftaufnahmen ermöglicht die Fernerkundung, auch große Gebiete in hoher räumlicher Auflösung und über einen längeren Zeitraum hinweg zu erfassen. In dem erst kürzlich angelaufenen Projekt EUFODOS erhebt und überwacht das EURAC-Institut für Angewandte Fernerkundung Waldschäden mit neuesten Methoden. Die EU finanziert das Projekt, das mit Südtirol als Testgebiet zum Vorreiter für ganz Europa in Sachen Fernerkundungsmethoden werden soll.

Brände, Stürme, Lawinen, Insekten oder auch Umweltschäden setzen unseren Wäldern zu. Wie stark sie betroffen sind und welche Flächen beschädigt sind, wird in erster Linie vor Ort erfasst. Förstern, die sich bislang mit aufwendiger Berichterstattung zu ihren Waldgebieten abgemüht haben, winkt nun Hilfe. Mit dem Projekt EUFODOS, das die EU finanziert und in Auftrag gegeben hat, soll - zunächst in Bezug auf Waldflächen - getestet werden, inwieweit die Beobachtung mit neuesten Fernerkundungsmethoden europaweit eingesetzt werden kann und was solche hoch spezialisierten Methoden künftig für andere EU-Regionen leisten können.
Mit im Boot ist neben den sieben Projektpartnern aus Österreich, Deutschland, Finnland und Bulgarien auch das EURAC-Institut für Angewandte Fernerkundung In Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Amt für Forstplanung erhebt das Institut mithilfe von Satellitendaten, welche Waldflächen im Testgebiet Südtirol geschädigt sind und ergänzt die bisherigen Kartierungen. Darüber hinaus überwacht es mit dem Blick aus dem All, wie sich Waldschäden über einen längeren Zeitraum entwickeln. Die Datenbank, welche die Informationen sammelt, wird im Amt der Provinz eingerichtet. „Unsere Zusammenarbeit mit dem EURAC-Institut im Rahmen des EUFODOS-Projektes freut uns sehr. Denn sie ist in doppelter Hinsicht zukunftsträchtig: Wir können die Kompetenzen des Instituts für uns und für Südtirol nutzen, und gleichzeitig ist Südtirol mit diesem Projekt ein Vorbild in puncto Forschung für ganz Europa“, unterstreicht Günther Unterthiner, Direktor des Amts für Forstplanung.
 
Das Projekt EUFODOS hat eine Laufzeit von drei Jahren. Es ist Teil der europäischen GMES-Initiative (Global Monitoring für Environment and Security), welche Kompetenzen im Bereich der Erdbeobachtung zugunsten von Umweltschutz und Sicherheit fördert und etablieren will.

Kontakt: Marc Zebisch, Tel. 0471 055312

Pilotstudie: EURAC und Medizinische Universität Innsbruck analysieren systematisch Ursachen und Behandlungen von Bergunfällen

Die ersten Minuten sind entscheidend bei der Bergung eines Verunglückten. Doch worauf kommt es genau an? Um das herauszufinden und um gerade in unwegsamem Berggelände die Rettungseinsätze zu verbessern, haben das EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin und die Medizinische Universität Innsbruck das weltweit erste alpine Traumaregister eingerichtet. Ab sofort werden dort alle schweren Bergunfälle in Tirol und Südtirol – ihr Hergang, sowie Informationen zur Rettung – registriert. Die Fakten, die in dieser Datenbank gesammelt werden, werden im Anschluss analysiert und ausgewertet und fließen in die Alpine Notfallmedizin ein.

Welches sind die häufigsten Unfälle in den Bergen? Wie können Bergretter die Überlebenschance von Lawinenverschütteten erhöhen? Wie sieht die optimale Behandlung von Verunglückten in Eis- und Felsgelände aus, die unter Schock stehen? Antworten auf diese Fragen soll das alpine Traumaregister liefern, welches vom EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin und der Medizinischen Uni Innsbruck neu eingerichtet worden ist. Mit in diesem Pilotprojekt arbeiten die Sanitätsbetriebe und alle Krankenhäuser in Tirol und Südtirol. In jedem Krankenhaus betreut ab sofort ein zuständiger Arzt die elektronische Datenbank. Er wählt die entsprechenden Fälle aus und gibt alle wichtigen Informationen ins System ein: Welche Verletzungen bzw. Erkrankungen hat der Verunglückte? Wie ist der Hergang des Unfalls? Er gibt zudem Fakten zur Erstbehandlung des Patienten vor der Einlieferung ins Krankenhaus ein, die ersten Maßnahmen nach der Aufnahme sowie Daten zur weiteren Therapie. Eine eigens entwickelte Software garantiert den Patienten den Schutz ihrer Daten, da sie die eingespeisten Informationen anonymisiert. Der Server, auf dem alle Daten zusammenfließen, hat seinen Platz an der EURAC. Dort analysieren die Wissenschaftler vom Institut für Alpine Notfallmedizin zusammen mit den Kollegen der Medizinischen Universität Innsbruck alle registrierten Daten und werten sie aus.
Das Traumaregister macht es möglich, die Entwicklung von Bergunfällen und Rettungs- sowie Behandlungsmethoden langfristig zu beobachten und gleichzeitig die Bergrettungseinsätze effizienter zu machen. „Nach einem ‚Testjahr‘ in Südtirol und Österreich möchten wir alle umliegenden Alpenländer in das alpine Traumaregister mit aufnehmen. Ziel ist es, die Datenbank in naher Zukunft mit Informationen zu Bergunfällen aus der ganzen Welt zu vervollständigen“, erläutern Hermann Brugger und Giacomo Strapazzon vom EURAC-Institut sowie Peter Mair und Peter Paal von der Med Uni Innsbruck.

Für weitere Informationen:

Giacomo Strapazzon, 0471 055 541

Die schönsten Wiesen des Landes in der EURAC prämiert

Die neunköpfige Expertenjury hatte es nicht leicht bei der Auswahl der schönsten Wiesen Südtirols. Fast jede der 170 eingereichten Flächen sei ein Beispiel vorbildlicher Bewirtschaftung und somit preiswürdig, so die Jury. Platz eins bis drei in der Kategorie „gedüngte Intensivwiesen“ belegten Friedrich Prantl aus Naturns, Walter Moosmair aus St. Leonhard in Passeier und Martin Summerer aus Sexten. In der Kategorie „ungedüngte Extensivwiesen“ siegte Rosina Aichner Spornberger aus Tiers. Ihr folgten Martin Frank aus Matsch und Carlo Comploi aus Wengen auf Platz zwei und drei. Die Sieger wurden mit einem Gutschein in Wert von 1000 Euro prämiert. Die Teilnehmer auf den Plätzen zwei und drei erhielten jeweils Gutscheine in Wert von 500 bzw. 250 Euro. Die Preise wurden vom Sennereiverband Südtirol gestiftet.

Gesucht wurden die schönsten Wiesen aus den beiden Kategorien „gedüngte Intensivwiesen“, wie Fettwiesen oder Streuobstwiesen und „ungedüngte Extensivwiesen“ wie Bergmähder oder Lärchenwiesen. Die Sieger wurden heute Vormittag in der EURAC in Bozen im Beisein der Landesräte Hans Berger und Michl Laimer ausgezeichnet.
Zur ersten Wiesenmeisterschaft in Südtirol aufgerufen hatten das EURAC-Institut für Alpine Umwelt zusammen mit der Südtiroler Bauernjugend, der Universität Innsbruck, dem Naturmuseum Südtirol, dem Sennereiverband, den Abteilungen Natur und Landschaft, Landwirtschaft und Forstwirtschaft und dem Heimatpflegeverband Südtirol.
„Die Wiesenmeisterschaft haben wir auf Anregung der Landesräte Hans Berger und Michl Laimer im Internationalen Jahr zur Biodiversität ins Leben gerufen, um die Verdienste der Bäuerinnen und Bauern zur Erhaltung der Artenvielfalt zu würdigen“, erklärt die Leiterin des EURAC-Instituts für Alpine Umwelt Ulrike Tappeiner die Hintergründe des Wettbewerbs.
Wiesen so zu bewirtschaften, dass sie gutes Futter für das Vieh liefern und zugleich einen Lebensraum für möglichst viele Pflanzenarten bieten, bedarf jahrzehntelanger Erfahrungen und Bewirtschaftungstraditionen. Diese Leistungen – die Erhaltung der Wiesen als Lebensräume von Pflanzen und Tieren, aber auch zum Schutz des Grundwassers sowie in ihrer Funktion für den Tourismus – sollen mit der Wiesenmeisterschaft stärker ins Bewusstsein gerückt werden.
„Ich halte die Wiesenmeisterschaft für einen originellen Wettbewerb, mit dessen Hilfe die herausragenden Leistungen der Südtiroler Bauern für den Natur- und Artenschutz und zum Erhalt der Kulturlandschaft auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt werden“, so EURAC-Direktor Stephan Ortner.
Die EURAC-Biologen nahmen im vergangenen Sommer die Wiesen der 170 Teilnehmer in ganz Südtirol unter die Lupe. Dabei spielten verschiedene Beurteilungskriterien wie etwa die Artenvielfalt, der Ertrag, die Lebensraum-Zusammensetzung, die Distanz zum Hof sowie landschaftliche Aspekte eine Rolle. Alle Teilnehmer hatten außerdem die Möglichkeit eine Bodenprobe entnehmen und vom Land- und forstwirtschaftlichen Versuchszentrum Laimburg untersuchen zu lassen.

Für weitere Informationen: Georg Niedrist, Tel. 0471 055 317

Naturgefahren und Katastrophenschutz in Berggebieten: Projekt AdaptAlp verstärkt länderübergreifende Zusammenarbeit

Der Alpenraum reagiert besonders empfindlich auf den Klimawandel, und durch den nur begrenzt verfügbaren Lebensraum sind die Menschen in den Alpen von Naturgefahren besonders betroffen. Die erhöhte Mobilität, die intensivere Nutzung des Dauersiedlungsraumes und die Entwicklung im Tourismus lassen das Schadenpotenzial durch Hochwasser, Muren, Massenbewegungen und Lawinen ansteigen. Viele Experten erkennen den Klimawandel zunehmend als zusätzliche Unsicherheit. Wie auf die Auswirkungen klimatischer Veränderungen im Alpenraum nachhaltig reagiert werden kann, erforscht das länderübergreifende Projekt AdaptAlp, an dem die Europäische Akademie Bozen (EURAC) als Partner beteiligt ist. Die jüngste Initiative ist die Plattform „on_alp_exchange“, die im Internet eingerichtet wurde, um Praktiker, Fachleute und Techniker miteinander zu vernetzen. Zu finden ist die Austauschplattform auch auf der AdaptAlp-Seite unter der Rubrik „Links“. „Wissenschaftler und Forscher sind sehr gut vernetzt. Uns geht es bei dieser Plattform jedoch darum, dass vor allem Praktiker die Gelegenheit haben sollen, sich auszutauschen, in andere Organisationen desselben Fachgebietes hineinzuschauen, sich zu informieren und sich weiterzubilden. Denn das Interesse ist da, doch es fehlte bisher die Möglichkeit Ansprechpartner zu finden“,  erklärt Gernot Koboltschnig von der Wasserwirtschaft Kärnten, wo auch die internationale Forschungsgesellschaft INTERPRAEVENT beheimatet ist. Deren Homepage ist ebenfalls mit der Plattform „on_alp_exchange“ verlinkt und bietet auch nach Projektabschluss von AdaptAlp noch die Möglichkeit, auf on_alp_exchange zuzugreifen. Die Zielgruppe für diese Initiative umfasst Praktiker und Experten sowie die Verwaltung in den Bereichen Schutzwasserbau, Wildbach- und Lawinenverbauung, Geologie, Risikovorsorge und Katastrophenmanagement.  Interessierte können sich ab sofort auf der Austauschplattform  on_alp_exchange registrieren und finden dort in deutscher und englischer Sprache länderübergreifende Stellenangebote im gesamten Alpenraum beziehungsweise Experten, die auf der Suche nach einem Austauschplatz sind. Erfahrungsberichte vervollständigen die Internetseite, die bewusst simpel gehalten und einfach zu navigieren ist. Die Plattform soll die internationale Zusammenarbeit von Fachkräften im Bereich der Naturgefahrenprävention intensivieren. Das Ziel dieser Initiative ist es, sich den Folgen des Klimawandels fortlaufend anzupassen und Menschenleben, Lebensraum und Infrastruktur des Alpenraums langfristig zu schützen.

Kontakt: Lydia Pedoth, Tel. 0471 055377

Mit welchen strafrechtlichen Folgen muss ein Wintersportler in Südtirol rechnen, der eine Lawine auslöst? Die Angst geht im Wintersportparadies Südtirol um, da hier die italienische Gesetzeslage im Vergleich zu den umliegenden Alpenländern verschärfte Strafen bei Lawinenauslösungen vorsieht. Die Folge: Viele Lawinenabgänge werden nicht gemeldet, was zu Fehleinsätzen der Bergrettung, hohen Kosten und im schlimmsten Fall sogar zum Tod von Verschütteten führen kann. Mit dem Ziel, die zum Teil ungerechtfertigte Panikmache auf eine sachliche Ebene zu bringen und Klarheit zu schaffen, hat das EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin gemeinsam mit der Abteilung für Brand- und Zivilschutz einen Workshop zu den „Juridischen Aspekten von Lawinenauslösungen“ veranstaltet. Staatsanwalt Guido Rispoli nahm daran neben Vertretern aus Bergrettungs- und Alpinvereinen teil. Die Ergebnisse des Workshops liegen nun vor.

Zur Grundlage der Diskussion: Eine Lawine bringt Menschen in Gefahr, und laut italienischem Gesetz ist bereits die Gefährdung von Menschen - die Gefährdung der öffentlichen Unversehrtheit - strafbar. Daher verbreitete sich die Schreckensnachricht unter den Wintersportlern, dass das alleinige Auslösen einer Lawine bestraft wird, auch wenn niemand dabei unmittelbar zu Schaden kommt.

Vor diesem Hintergrund ergab sich im Workshop als wichtigstes Fazit: Wer im menschenleeren freien Gelände außerhalb von Skipisten eine Lawine auslöst und diese keine Personen verletzt, hat keine Strafverfolgung zu befürchten. Was auf den ersten Blick als selbstverständlich erscheint, zeigt sich angesichts der italienischen Gesetzeslage als sehr viel vertrackter. Der zentrale Knackpunkt, der im Workshop diskutiert wurde: der Ort, wo eine Lawine ausgelöst wird. Die Diskussionsteilnehmer einigten sich auf die Unterscheidung zwischen menschenleeren Gebieten außerhalb von Skipisten, so genannten „nicht anthropisierten“ Gebieten einerseits, und Skigebieten bzw. Gebieten, wo Menschen sich aufhalten, so genannten „anthropisierten“ Gebieten andererseits. Daher ist es für Wintersportler besonders wichtig, das Gebiet, in dem sie sich aufhalten, abzuschätzen, inwieweit sich dort Menschen aufhalten. Denn in „anthropisiertem“ Gebiet hat das Auslösen einer Lawine – unabhängig vom Personenschaden – immer strafrechtliche Folgen. Sollte hingegen in menschenleeren, also „nicht anthropisierten“ Gebieten, dennoch jemand nach dem Auslösen einer Lawine verletzt werden, kann der Auslösende ebenfalls bestraft werden, jedoch in geringerem Maß als in „anthropisiertem“ Gebiet. Diese Unterscheidung wurde erstmals in dieser Klarheit zu Papier gebracht und birgt einen wichtigen Ansatz für die künftige Interpretation der italienischen Gesetze in Bezug auf Lawinenauslösungen in Südtirol. Abschließendes Fazit: Die Meldung von Lawinenabgängen ist in jedem Fall eine moralische Pflicht, die an sich noch keine strafrechtliche Verfolgung nach sich zieht. Wer bei Lawinenauslösung keinen Notruf absetzt, bringt unter Umständen das Leben von Verschütteten in Gefahr und verursacht zudem aufwändige Bergrettungseinsätze und hohe Kosten.<br />Das vorliegende Abschlussdokument mit den Ergebnissen des Workshops ist kein formalrechtlich verbindliches Dokument. Die Hauptteilnehmer des Workshops, darunter auch Alpenverein und Verband der Südtiroler Ski- und Bergführer, gaben das Dokument jedoch zur Veröffentlichung frei. Hanspeter Staffler von der Abteilung für Brand- und Zivilschutz: „Dieses gemeinsame Dokument ist von großer Bedeutung. Es enthält entscheidende Informationen und dient allen Beteiligten, sowie der Exekutive als auch den Wintersportlern selbst zur besseren Aufklärung.“

Kontakt: Hermann Brugger, Tel. 0471 055541

Zum sechsten Mal waren die Südtiroler und Südtirolerinnen dazu aufgerufen, Vorschläge für die Wörter und Unwörter des Jahres im Land zu machen. Die Ergebnisse sind ein gutes Abbild dessen, was Südtirol im Jahr 2010 bewegt hat. 

„Wir müssen sparen“ – dieser Spruch war in Südtirol im Jahr 2010, in einer Zeit sinkender Budgets, in aller Munde. Der eine oder andere, der diese Aussage getätigt hat, mag bei dem „wir“ doch mehr an die anderen als an sich selbst gedacht haben, aber vielleicht ist ja auch das charakteristisch für unser Land. „Wir müssen sparen“ wurde deshalb zum Südtiroler Spruch des Jahres 2010 in deutscher Sprache gekürt. Wenig überraschend ist das deutschsprachige Wort des Jahres in Südtirol: die „Wählbarkeit“ – ein Begriff, der in Südtirol entweder so schwammig definiert oder so wenig ernst genommen wurde, dass er die Gerichte mehrfach beschäftigte und drei Landtagsabgeordneten zum Stolperstein wurde. Als Unwort des Jahres hat die Jury jenes gewählt, welches am häufigsten eingesendet wurde, nämlich „Erreichbarkeit“. Mit besserer „Erreichbarkeit“ wird beschönigend etwas heraufbeschwört, was unter dem Diktat der modernen Schnelllebigkeit durchaus auch seine Schattenseiten hat, bedeutet es doch noch mehr und vor allem breitere Straßen und Autobahnen, längere Landepisten am Flughafen, mehr Lifte, Tunnels, Verkehr, noch weniger ungestörte Ruhe in Zeiten ständiger Erreichbarkeit durch Handy, Facebook und Breitbandinternet.

Mit „Erreichbarkeit“ haben auch die Entscheidungen der ladinischen Jury zu tun. Als Wort des Jahres wurde Antersasc gewählt. Die Erschließung der Antersasc-Alm im Weltnaturerbe Dolomiten hat weit über Ladinien hinaus zu heftigen Kontroversen geführt. Als Unwort des Jahres wurde „piz de pèsc“ (friedliches Eck) ausgewählt. Die Antersasc-Alm wurde in den Medien als „ultim piz de pèsc“ (letztes ruhiges, friedliches Eck) gepriesen, was insofern beschönigend ist, als die Alm die unterschiedlichen um sie kreisenden Interessen bisher gerade nicht befrieden konnte. Als Spruch des Jahres wurde eine Schlagzeile aus der Zeitung „Usc di Ladins“ gewählt. „Plan plan toma la rei“, so wurde dort am 27.11.10 ein Artikel über die Probleme mit dem Internet in Teilen des Gadertales betitelt. Die Schlagzeile ist ein Wortspiel mit dem Weihnachtslied „Plan plan toma la nei“ (Leise rieselt der Schnee) und bedeutet wörtlich: leise fällt das Netz. Die Schlagzeile überlässt subtil dem Leser die Interpretation, die positiv (langsam, aber sicher erreicht das Internet jeden Winkel) oder auch negativ (langsam, aber sicher bricht das Internet zusammen, aufgrund der geschilderten Probleme) sein kann.

Alles rund ums Sparen drehte sich bei der italienischen Jury. Somit wurde „risparmio“ zum Wort und gleichzeitig zum Unwort des Jahres erklärt. In der Tat ist der Begriff des Sparens positiv und negativ gleichermaßen auszulegen. Er hat eine positive Bedeutung, wenn er für eine zukünftige Gesellschaft steht, die auf Qualität und nicht nur auf Quantität setzt. Sparen ist vor allem in Zeiten der Wirtschaftskrise aber auch ein negativ behafteter, verschleiernder Begriff, wenn man an die finanziellen Kürzungen denkt, wie sie in vielen europäischen Ländern vorgenommen wurden. Aufgrund der wenigen Einsendungen wurde kein italienischer Spruch des Jahres gekürt.

Die Veranstalter der Aktion: Sprachstelle im Südtiroler Kulturinstitut, EURAC-Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit,Ladinische Abteilung der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der FUB und die Landesbibliotheken Teßmann und Claudia Augusta.

Für weitere Informationen: Andrea Abel, Tel. 0471 055121

Geschichtsträchtiges Ergebnis: EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin versammelt internationale Bergretter und Alpinisten am Diskussionstisch beim IMS in Brixen

Bis zu welcher Höhe kann ein Hubschrauber am Berg Rettungsaktionen durchführen? Welche Strategien und Bergungstechniken können in extremen Höhen auf den welthöchsten Bergen angewandt werden? Inwieweit ist das hohe Risiko für Rettungsmannschaften tragbar? Können die Erfahrungen aus dem europäischen Alpenraum auf Bergungssituationen weltweit übertragen werden? Ist es vertretbar, dass Rettungsaktionen in weniger entwickelten Ländern in erster Linie Bergsteigern aus westlichen Ländern zugute kommen? Wie sieht es mit der Flugrettung außerhalb von Touristengebieten aus? Wie muss ein Flugrettungswesen konzipiert sein, das die Bevölkerung vor Ort nicht diskriminiert?

Diese Fragen diskutierten Bergretter und Alpinisten auf Einladung des EURAC-Instituts für Alpine Notfallmedizin beim vergangenen Internationalen Mountain Summit IMS in Brixen. Am Thema der Rettung von den höchsten Bergen der Welt scheiden sich die Geister bereits seit den 1980er Jahren, in denen die Internationale Vereinigung der Alpinismusverbände (UIAA) einen ethischen Kodex festlegte, der fortan für Expeditionen gelten sollte. Immer wieder entflammte daraufhin die Debatte unter den internationalen Alpinisten und Bergrettern und wurde nun in folgender denkwürdigen Besetzung neu ausdiskutiert: Reinhold Messner (I), Simone Moro (I), Iztok Tomazin (SLO), Gerold Biner (CH), Bruno Jelk (CH), Fidel Elsensohn (A), Raimund Margreiter (A) und Hermann Brugger vom EURAC-Institut für Alpine Notfallmedizin (Foto: Reinhold Messner, Buddha Basnyat, Hermann Brugger). Das Ergebnis ist folgende Übereinkunft: 1. Ein Flugrettungswesen soll in den Gebieten der welthöchsten Berge aufgebaut werden. Es soll einschlägige Ausbildung vor Ort beinhalten, lokale Ressourcen mit einbinden und die Bevölkerung vor Ort berücksichtigen. 2. Nein zu einer europäischen hochspezialisierten Flugrettungseinheit (ausgenommen in besonderen Fällen, wo die Rettung vor Ort nicht möglich ist), ein klares Nein zu einem Flugrettungswesen, das die lokale Bevölkerung ausschließt sowie ein Nein zu Shuttle-Flügen zwischen Basis- und Höhenlagern, sofern keine ärztliche Begründung vorliegt.

Kontakt: Hermann Brugger, Tel. 0471 055541