This press release is available in German and Italian only.Andrea Nagy, Soziologin an der Fakultät für Bildungswissenschaften, hat im Universitätsverlag bu.press „Vom Heim in die Selbständigkeit – Perspektiven jugendlicher Care-Leaver auf den Übergang“ veröffentlicht. Ein Einblick in die Lebenswelt von ‚Heimkindern‘ mit Blick auf deren Übergang in die Erwachsenenwelt.
Die Soziologin Andrea Nagy hat sich in ihrer Doktorarbeit mit Jugendlichen befasst, die in Heimen leben und früh im Leben den Weg in die Selbstständigkeit finden müssen, der vielerlei Schwierigkeiten birgt, da sie nicht immer auf öffentliche oder familiäre Unterstützung hoffen dürfen. „Unsere Untersuchung zeigt eindrücklich, dass es kein ‚typisches Heimkind‘ mehr gibt. Das kann als großer Erfolg gewertet werden“, resümiert Andrea Nagy. „Nichtsdestotrotz haben Jugendliche, die fremd untergebracht werden, immer noch mit einem gesellschaftlichen Stigma zu kämpfen. Sie selbst verspüren oftmals große Angst, zu scheitern und ‚unter der Brücke‘ oder ‚auf der Straße‘ zu landen.“
Für das Verfassen ihrer Arbeit stellte Nagy den Beteiligten Fragen wie: Welche Vorstellungen habt ihr bezüglich eurer Zukunft? Welche Pläne, Ideen und Kompetenzen helfen euch bei diesem Übergang? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht und wie beeinflussen diese euer Leben? Die Autorin untersuchte die Fragen mithilfe eines partizipativen Forschungsansatzes, an dem 26 Jugendliche aus dem Südtiroler Kinderdorf teilnahmen, die sich vor 2018 an der Schwelle zum Übergang in ein selbständiges Leben befanden. Die Ergebnisse geben Einblick in die Erfahrungswelt der Heimerziehung, immer mit Fokus auf ihre künftige Selbständigkeit. Eine Erfahrungswelt, die allzu oft aus dem öffentlichen Blick gerät. Sahen einst die Methoden der Heimerziehung eine Abschottung der Einrichtungen ab, in denen Kinder und Jugendliche stark diszipliniert und jeglicher Freiräume beraubt wurden, so gehören diese geschlossenen Lebensräume in Südtirol mittlerweile der Vergangenheit an.
„Man muss sich ins Bewusstsein holen, was es bedeutet, mit 18 Jahren auf sich allein gestellt zu sein“, führt Nagy eindringlich an. „Die Mehrheit der Jugendlichen baut sehr lange auf die Unterstützung durch ihre Eltern, laut statistischen Untersuchungen oft bis zum 30. Lebensjahr. Daher sind die Ängste der Jugendlichen nach der Heimunterbringung real.“ Die jugendlichen Forschungsteilnehmer*innen sind sich bewusst, was Wohnraum kostet, wie schwer es ist, eine Arbeit zu finden, und wie viel es kostet, sich ein selbständiges Leben leisten zu können, wollen sie doch selbständig als „reife Staatsbürger*innen“ leben und eine Arbeit finden, die ihnen gefällt.
„Doch der Weg ist steinig“, betont Andrea Nagy. „Insbesondere in der Arbeitswelt erfahren sie Benachteiligungen, da sie wie viele Jugendlichen ihres Alters noch wenig konkrete Berufsvorstellungen haben. Den Care-Leavern bleibt jedoch wenig Spielraum, sich auszuprobieren. Der Druck, sich mit erfolgter Volljährigkeit im Regelfall selbst versorgen zu müssen, ermöglicht es kaum, in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern, oder eine längere Bildungskarriere anzustreben, die über das 18. Lebensjahr hinausgeht.“
Die Doktorarbeit von Andrea Nagy zeigt weiters auf, dass es noch Verbesserungen des sozialpolitischen Rahmens für den Übergang aus der Kinder- und Jugendhilfe in die Selbständigkeit bedarf. Hier wäre es entscheidend, dass die Stimmen der Nutzer*innen der Dienste mehr politisches Gewicht bekämen. „Dies könnte über die Förderung von Selbstvertretungsnetzwerken, wie zum Beispiel das Care-Leaver Network Italia, erfolgen“, so Nagy. „Meine Studie zeigt zudem, dass die Jugendlichen vor allem in kulturell heterogenen und altersmäßig homogenen Wohngruppen ein kritisches sowie kreatives Potential einbringen, das wichtige Impulse für eine Weiterentwicklung der Dienste liefern kann.“
Was es bedeutet, wenn ihre Stimme gehört werden, zeigt der auf partizipativer Forschung beruhende Band eindrucksvoll: „Vom Heim in die Selbständigkeit – Perspektiven jugendlicher Care-Leaver auf den Übergang“. Erschienen Ende April 2021 in der Reihe Brixener Studien zu Sozialpolitik und Sozialwissenschaft, im Universitätsverlag bu.press (Seiten: 264, ISBN: 978-88-6046-185-8).
Da bezüglich der Verbesserung der Übergänge der größte Handlungsbedarf für die Care-Leaver liegt, beschäftigt sich aktuell das Projekt der Freien Universität Bozen „OCAS-Berufswünsche von Care-Leavern und ihr Weg zur Autonomie“ unter der Leitung von Andrea Nagy mit den Berufskarrieren 20-29-jähriger Care-Leaver aus retrospektiver Sicht.
(vic)
Andrea Nagy, sociologa della Facoltà di Scienze della Formazione, ha pubblicato per la casa editrice di unibz “Vom Heim in die Selbständigkeit – Perspektiven jugendlicher Care-Leaver auf den Übergang”: un volume, in lingua tedesca, sull’entrata dei “care leavers” – coloro che hanno perso gli affetti familiari – nel mondo adulto.
Nella sua tesi di dottorato, la sociologa Andrea Nagy ha esaminato le traiettorie di vita dei giovani che vivono nelle comunità di accoglienza e che devono raggiungere l’indipendenza: un percorso fatto di difficoltà, non potendo sempre contare sul sostegno familiare o del settore pubblico. “La nostra ricerca mostra chiaramente che non esiste più il tipico “bambino della comunità di accoglienza”. Questo fatto può essere considerato un successo”, racconta Andrea Nagy, “Ciononostante i giovani accolti in contesti extra-familiari, devono ancora affrontare uno stigma sociale. Essi stessi hanno spesso una grande paura di fallire e di finire per strada”. Per la sua ricerca, Nagy ha rivolto ai partecipanti domande riguardanti le loro idee di futuro, i loro progetti e competenze, le esperienze fatte e come queste abbiano influenzato la loro esistenza. La ricercatrice ha utilizzato un approccio di ricerca partecipativa che ha coinvolto 26 giovani del Südtiroler Kinderdorf in procinto passare a una vita indipendente prima del 2018. I risultati forniscono un ritratto preciso delle esperienze educative svolte nella comunità con un’attenzione particolare verso lo sviluppo dell’indipendenza dei giovani accolti. Se un tempo l’orientamento educativo prevedeva la segregazione della comunità, in cui i bambini e i giovani erano severamente disciplinati e privati di ogni libertà, oggi sui può affermare che in Alto Adige tali contesti appartengano ormai al passato.
“Bisogna considerare cosa significhi trovarsi da soli a 18 anni”, spiega Nagy, “La maggior parte dei giovani conta sul sostegno dei genitori per un tempo prolungato, spesso fino ai 30 anni, secondo gli studi statistici. Pertanto, le paure degli adolescenti della comunità vanno prese sul serio”. I giovani partecipanti alla ricerca sono consapevoli di quanto denaro ci sia bisogno per permettersi un alloggio, di quanto sia difficile trovare un lavoro e di quanto costi vivere da soli, eppure desiderano vivere da “cittadini maturi” e trovare un lavoro che li soddisfi. “Ma la strada è tutt’altro che facile”, riprende Nagy, “soprattutto nel mondo del lavoro, sono svantaggiati perché, come molti giovani della loro età, non hanno ancora idee chiare sulla loro carriera professionale. I care leavers hanno poco margine di errore, per provare diverse situazioni e mettersi alla prova. L’urgenza di dover provvedere a loro stessi una volta raggiunta la maggiore età difficilmente permette loro di sperimentare professioni diverse o di intraprendere una formazione che oltrepassi i 18 anni di età”.
La tesi di dottorato di Andrea Nagy indica la necessità di migliorare la politiche sociali per permettere una transizione dei giovani verso una solida indipendenza. Sarebbe cruciale che la loro voce avesse più peso nelle decisioni politiche. “Ciò potrebbe avvenire attraverso la promozione di reti di auto-rappresentazione, come il Care-Leaver Network Italia”, sottolinea la sociologa unibz, “la mia ricerca mostra anche che i giovani, specialmente in gruppi residenziali culturalmente eterogenei ma omogenei per età, apportano un potenziale critico e creativo importante per uno sviluppo dei servizi”.
La ricerca di Andrea Nagy è stata pubblicata in lingua tedesca da bu.press, nel mese di aprile 2021 con il titolo Vom Heim in die Selbständigkeit – Perspektiven jugendlicher Care-Leaver auf den Übergang (serie Brixener Studien zu Sozialpolitik und Sozialwissenschaft 7).
Andrea Nagy sta attualmente lavorando a un nuovo progetto – “OCAS occupational aspirations of care-leavers and their path to autonomy” – che prende le mosse dal precedente e indaga le traiettorie professionali dei care-leavers di 20-29 anni.
(zil)